Flexible Bereitstellung und Kommunikation von Produkt- und Herstellungsinformationen zur stufenübergreifenden Rückverfolgbarkeit und zum Nachweis der Nachhaltigkeit von Textilien (Schlussbericht IGF 22243 N)

Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren zu einer großen Herausforderung geworden, insbesondere die Textilindustrie. Dies stellt die Textilwirtschaft vor eine Reihe von Herausforderungen, die sowohl ökologische als auch soziale und ökonomische Aspekte betreffen. Ein zentrales Problem ist die Umweltbelastung durch Textilabfälle, da geschlossene Materialkreisläufe und Recyclingstrukturen noch nicht flächendeckend etabliert sind. Ein Hauptgrund dafür ist der Mangel an Informationen zur Materialzusammensetzung und deren Wiederverwertbarkeit. Nachhaltigkeit kann nicht durch einen einzigen Indikator erfasst werden, sondern erfordert eine Vielzahl von Kriterien, Zertifikaten und Labels. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor der Herausforderung, die notwendigen Informationen kontinuierlich und flexibel bereitzustellen. Die Rückverfolgbarkeit von Materialien und Produktionsprozessen ist dabei ein zentraler Faktor für die nachhaltige Entwicklung der Textilbranche. Hier setzte das vorliegende Forschungsvorhaben an. Das entwickelte Framework zur Ermittlung und Kommunikation von Nachhaltigkeitsinformationen gliedert sich in drei Ebenen: Die erste Ebene analysiert Nachhaltigkeitsanfragen und kategorisiert sie zur strukturierten Bearbeitung. Die zweite Ebene umfasst Module zur Ermittlung und Aufbereitung der Nachhaltigkeitsinformationen, darunter die Koordination der Datenbeschaffung, Transformations- und Konformitätsregeln sowie die Bereitstellung einer generischen Informationsstruktur. Die dritte Ebene konzentriert sich auf die sichere Kommunikation der Daten, einschließlich Aspekte wie Datenintegrität, Cloudfunktionalitäten und Schnittstellenmanagement. Die praktische Anwendbarkeit des Frameworks wurde anhand exemplarischer Szenarien getestet, darunter die GOTS-Zertifizierung in der Textilindustrie, die Umsetzung von Umweltmanagementsystemen in der Automobilbranche, Materialzusammensetzung, Recyclinganteil sowie die Berechnung des CO ₂ -Fußabdrucks in der Textilproduktion. Die Ergebnisse zeigen, dass eine systematische Erfassung und Analyse von Nachhaltigkeitsinformationen möglich sind, dafür jedoch eine zuverlässige und transparente Informationsbereitstellung entlang der gesamten Lieferkette erforderlich ist. Die nachhaltige Entwicklung der Textilbranche erfordert eine umfassende Informationsbasis zur Rückverfolgbarkeit von Materialien und Produktionsprozessen. Neben ökologischen Aspekten sind auch soziale Kriterien von großer Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf faire Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Die steigenden Anforderungen von Kunden und gesetzlichen Vorgaben erfordern flexible und effiziente Lösungen zur Bereitstellung von Nachhaltigkeitsinformationen. Das vorgestellte Framework bietet eine strukturierte Methodik zur Ermittlung und Kommunikation von Nachhaltigkeitskriterien. Die getesteten Anwendungsszenarien zeigen, dass eine transparente Datenbasis für die Nachhaltigkeitsbewertung und -zertifizierung essenziell ist. Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Vereinheitlichung von Standards, der Datenerhebung entlang komplexer Lieferketten und der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in betriebliche Prozesse. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung digitaler Lösungen zur Rückverfolgbarkeit und Standardisierung von Nachhaltigkeitsinformationen ist daher essenziell, um den Anforderungen der Branche und der Gesellschaft gerecht zu werden.

80 Seiten, 28 Abbildungen, 7 Tabellen

Bearbeitungszeitraum:

01.05.2022 – 31.10.2024

Autoren:

Dr.-Ing. Michael Weiß
Dr.-Ing. Jürgen Seibold
A. Fix

Forschungseinrichtung:

DITF – Zentrum für Management Research

Erschienen:

31.01.2025

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